Das Verhältnis der Mechanik GmbH zum „Dritten Reich“

Für ideologisches Futter sorgte eine von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) herausgegebene Betriebszeitung namens „Gefolgschaft“, die sich an die Belegschaft von Pittler und Mechanik GmbH richtete. Das Blatt war mit Frontberichten, im Verlaufe des Krieges steigende Zahl von Todesanzeigen, betriebsinternen Angelegenheiten und NS-Propaganda gefüllt.

„Dem Deutschen ist die Arbeit eine heilige Pflicht. In unserer Arbeit zeigen wir, was wir können, und beweisen, ob wir Kerle sind oder Lumpen. In einer vergangenen Zeit, die mit jüdischen Parolen durchsetzt und vom jüdischen Geist beeinflusst war, wurde die Meinung über den Sinn der Arbeit vom Juden – der in der Arbeit einen Fluch sieht – bewusst verfälscht.“ schreibt in der „Gefolgschaft“ ein Herr Leißring von der Mechanik GmbH im Jahre 1942.1

Die Mechanik GmbH war auch in NS-Verbrechen außerhalb von Rochlitz verwickelt. Wegen der zunehmenden Luftangriffe auf deutsche Fabriken, wurde auf Betreiben des Luftfahrtministeriums die gesamte Hydraulikproduktion verschiedener kriegswichtiger Unternehmen unter Tage in das Salzbergwerk Wansleben bei Halle verlagert. So brachte die Mechanik GmbH Werkzeugbearbeitungsmaschinen im Buchwert von 700.000,- RM sowie Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe und Halbwerkzeuge in einem Wert von ca. 3,2 Millionen RM nach Wansleben.2 Im Zeitraum von März bis Oktober 1944 wurden in einem 385 Meter tief liegenden Stollen von einem Häftlingskommando, unter Aufsicht der SS, geräumige Hallen in das Gestein getrieben und mit Produktionseinrichtungen versehen.3

Das KZ Wansleben bestand aus zwei Außenlagern, die unter dem Decknamen „Wilhelm“ und „Biber II“ betrieben wurden.

Eine Betriebsgemeinschaft aus verschiedenen Unternehmen und der SS wurde gebildet, zu der unter anderem die Firmen Chr. M. Mansfeld, die Firma M. Wagner und Mansfeld Prenzlau gehörten. Die federführende Firma dieses Zusammenschlusses war die Mechanik GmbH. Leitende Mitarbeiter des Pittler-Konzerns, wie das Vorstandsmitglied Will und der Direktionsassistent Dr. Bruch und eine große Zahl von Facharbeitern und Verwaltungspersonal der Mechanik GmbH hielten sich ständig in Wansleben auf.4

Bis zu 1.000 Zwangsarbeiter und Häftlinge mussten unter Tage bei Temperaturen bis 50 Grad unter Tage arbeiten.5 Im Oktober 1944 wurden 125 Männer aus dem Konzentrationslager Buchenwald für die Mechanik GmbH nach Wansleben überstellt.

In Wansleben waren Misshandlungen an der Tagesordnung und es gab mehrere öffentliche Exekutionen.6

 

 

1 StA-L Pittler Werkzeugmaschinen AG, Leipzig Nr. 86 „Gefolgschaft“ Heft 5 Dezember 1942, S.80

2Vgl.: BStU 000 166, zit. In: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu Mansfeld / Georgi e. V. (Hg.), Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts. KZ Buchenwald - Außenlager Wansleben am See. Ein historischer Abriss, S.34

3Vgl.: BStU 000 166, zit. In: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu Mansfeld / Georgi e. V. (Hg.), Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts. KZ Buchenwald - Außenlager Wansleben am See. Ein historischer Abriss, S.2

4Vgl.:Pauly, Christoph; Wingert, Nico: Geheimes KZ im Untergrund, in: DER SPIEGEL 19/2006, S.71

5Vgl.: BStU 000 166, zit. In: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu Mansfeld / Georgi e. V. (Hg.), Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts. KZ Buchenwald - Außenlager Wansleben am See. Ein historischer Abriss S.34

6Vgl.: BStU 000 361, zit. In: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu Mansfeld / Georgi e. V. (Hg.), Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts. KZ Buchenwald - Außenlager Wansleben am See. Ein historischer Abriss S.24