Die Häftlingstransporte nach Rochlitz

Laut Unterlagen der Kommandantur ist der 18. September 1944 als Beginn des Außenlagers Rochlitz bezeichnet. Insgesamt durchliefen 600 Häftlingsfrauen das Lager. Am 14. September 1944 wurden 200 Frauen von Auschwitz nach Rochlitz gebracht, die, bis auf die als Zivilarbeiterin verzeichnete russische Ärztin Eugenia Nowschewkina, alle ungarische Jüdinnen waren.1

Ende Oktober 1944 wurden 125 Männer nach Wansleben transportiert, einer Abteilung der Mechanik GmbH, die in einem stillgelegten Kaliwerk ausgelagert war.2

Am 1. Februar 1944 traf ein dritter Transport aus Bergen-Belsen in Rochlitz ein. Darunter befanden sich 172 ungarische, 15 holländische, acht griechische, jeweils zwei deutsche und polnische und eine italienische Jüdin. Am 17. Dezember 1944 kam ein weiterer Transport jüdischer Frauen von Bergen-Belsen nach Rochlitz. Sie waren überwiegend aus Ungarn und Polen, aber auch aus Griechenland und den Niederlanden. Am 13. Januar 1945 wurden 199 Frauen des ersten Transports von Rochlitz nach Calw gebracht, wo sich ein Außenlager des KZ Natzweiler befand.3

Neben den Transporten wurden auch einzelne Häftlinge „überstellt“. So wurde unter anderem eine deutsche Gefangene aus dem Lager Neurohlau im Februar 1945 nach Rochlitz gebracht und am 20. Januar eine Ungarin von Rochlitz nach Ravensbrück.4

Die Häftlinge wurden den weiten Weg von Bergen-Belsen und Auschwitz in Frachtwaggons nach Rochlitz transportiert. Eine ungarische Jüdin, die am 1. Februar 1945 aus Bergen-Belsen kam, erzählt:  „Die Reise dauerte einen Tag hierher und unsere Füße froren ab.“5

Eine andere ungarische Jüdin, die ebenfalls Rochlitz in Bergen-Belsen inhaftiert war, berichtet, dass der Transport im Waggon, in dem 50 Menschen zusammen gepfercht waren, vier Tage gedauert hätte. Während der Fahrt versteiften ihnen Arme und Beine.6

Die Waggons waren in der Regel auf das primitivste eingerichtet. Es fehlte nicht nur eine Heizmöglichkeit, sondern auch sanitäre Einrichtungen. Es gab meist zwei Kübel, einen mit Wasser und einen für die Notdurft.

1Vgl.: Cziborra, Pascal: Möglichkeiten und Grenzen der historischen Forschung am Beispiel des KZ Flossenbürg und seiner Außenlager, Bielefeld 2010, S.117.

2In den Unterlagen des BA Ludwigsburg gehen die Ermittler von einem „gemischten Lager“ aus und lediglich eine Aussage verweist auf ein Männerlager. Doch sind keine näheren Informationen über ein Männerlager in Rochlitz zu Tage getreten. Es ist davon auszugehen, dass die Männer nie in Rochlitz, sondern in Wansleben waren, wo sie in einem ausgelagerten Teil der Mechanik GmbH arbeiteten, dass unter Tage verlagert wurde.

 

 

3Vgl.: Cziborra, Pascal: Möglichkeiten und Grenzen der historischen Forschung am Beispiel des KZ Flossenbürg und seiner Außenlager, Bielefeld 2010, S.117.

4Fritz, Ulrich: Rochlitz. In: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 4, München 2009, S.246

5DEGOB Protokoll 1355

6Vgl.: DEGOB Protokoll 893