Die Mechanik GmbH in Rochlitz


N.S.K.K.-Motorsportschule in den Gebäuden der ehemaligen Weberei und späterer Mechanik GmbH. Quelle: Privatarchiv
N.S.K.K.-Motorsportschule in den Gebäuden der ehemaligen Weberei und späterer Mechanik GmbH. Quelle: Privatarchiv

Wie die gesamte Region war auch das südlich von Leipzig gelegene Rochlitz ein traditioneller Textilstandort. Während der Weltwirtschaftskrise musste die örtliche Weberei schließen, so dass auf einen Schlag 600 Arbeitsplätze verloren gingen. Die Kleinstadt geriet in eine schwere wirtschaftliche Krise, weil neben dem Textilunternehmen kein weiterer nennenswerter Industriezweig existierte. Mit dem nationalsozialistischen Machtantritt änderte sich nichts an der desolaten wirtschaftlichen Lage. Antisemitismus und Rassenwahn breiteten sich weiter aus. Die Juden wurden aus der Stadt vertrieben, Hitler und Hindenburg im März 1933 zu Ehrenbürgern gekürt, Regimegegner verhaftet und verschleppt.1                                Einige Gebäude der ehemaligen Weberei erfüllten für einige Jahre einen neuen Zweck – sie dienten zwischen 1934 und 1937 als Motorsportschule des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK).2

Nach dem deutschen Sieg über Frankreich wurde eine Woche lang in der Region Rochlitz die Begeisterung darüber mit täglichem Läuten der Kirchenglocken ausgedrückt.

Schätzungsweise zehn Prozent der Rochlitzer Bürger waren in der NSDAP. Die Begeisterung für Hitler ging so weit, dass noch bis 1944 jährlich die „Führergeburtstage“ gefeiert wurden. Ganz Rochlitz war an diesen Tagen „in ein Meer von Hakenkreuzfahnen“3 getaucht, wie sich ein Zeitzeuge in seinen Memoiren erinnert.

1935 bot der Bürgermeister Max Walther dem Reichsbeauftragten für den „Vierjahresplan“ Hermann Göring Rochlitz als Standort für die Flugzeugindustrie an und verwies auf die leer stehenden Fabrikgebäude der geschlossenen Weberei sowie auf Flugplatzgelände in der Region. Göring lehnte zunächst aus strategischen Gründen ab, weil Rochlitz zu diesem Zeitpunkt „Grenzgebiet“ war. Nach der „Heimholung“ Österreichs und des Sudetenlandes und der Liquidierung der Tschechoslowakei war Rochlitz ein paar Jahre später kein „Grenzgebiet“ mehr und so stand einer Ansiedlung der Flugzeugindustrie nichts mehr im Wege.4

1938 eröffnet die Mechanik GmbH in den Gebäuden der ehemaligen Weberei ihren Standort in Rochlitz.

Das neu gegründete Unternehmen war eine Tochterfirma des Leipziger Werkzeugmaschinenherstellers Pittler AG und fertigte als Zulieferer Teile für die Flugzeughydraulik, insbesondere Ein- und Auszugsstreben für Fahrgestelle, und Geräte in den Junker Kampfflugzeugen Ju-87 und Ju-88, die in Dessau produziert wurden.5

 

 

1Vgl.: Hofmann, Gerhard: Ein Aufblühen wird einsetzen. Über Aufstieg und Untergang eines Rochlitzer Betriebes. In: Enttäuschte Hoffnung. Wiederaufbau der Kommunalen Selbstverwaltung 1945-1949, Niederfrohna 2004

2Hochstetter, Dorothee: Motorisierung und Volksgemeinschaft, Oldenburg 2004

3Johst, Volker: Vier Jahrzehnte: Nachdenken über mein Leben in der DDR, Dessau 2009, S.54 ff.

4Hofmann, Gerhard: „Ein Aufblühen wird einsetzen“ Über den Aufstieg und Untergang eines Rochlitzer Betriebs, In: Enttäuschte Hoffnung. Wiederaufbau der Kommunalen Selbstverwaltung 1945-1949, Niederfrohna 2004, S.49

5Vgl.: Fritz, Ulrich: Rochlitz. In: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 4, München 2009, Bd.4. S.146